Ägypten:  3100 - 30 v. Chr.

Schwerpunkt Perlen und Schmuck

Nach dem Auftauchen der mesopotamischen Kultur etablierte sich an den Ufern des Nils eine der höchsten und beständigsten Zivilisationen der antiken Welt. Durch das fruchtbare Land entlang des Nils war die ägyptische Bevölkerung hervorragend mit Lebensmitteln versorgt. Die reichen Bodenschätze des Landes und dessen Außengrenzen waren relativ gut zu verteidigen. Der Nil, welcher der Haupttransportweg war, stand unter der Kontrolle der mächtigen Pharaonen. Ihr Reichtum und ihre uneingeschränkte Macht bildete sich dadurch, dass Handel mit Gütern betrieben und Menschen transportiert werden konnten. Praktische Güter für den täglichen Bedarf wurden durch Handwerker produziert, für die reichen Statthalter und wohlhabenden Pharaonen genossen Luxusgüter hohes Ansehen. Mit keiner anderen Zivilisation ist die ägyptische Perlenkunst zu vergleichen. Keine andere Kultur hat in einer derartigen Fülle mit verschiedensten und hochwertigen Materialien Perlen hervorgebracht. Diese wurden zum Verzieren von Gewändern, Schuhen, Gürteln, Halsbändern und vielem mehr verwendet. Zu allen Zeiten von der vordynastischen Periode bis zur

Ptolemäerzeit trug nahezu jeder Ägypter Perlen.  Fayenceperlen, sogenannte Mumienperlen, wurden im alten Reich (2624 - 2160) bis ins neue Reich 525 v. Chr. millionenfach produziert. Man fädelte diese besonderen Perlen, welche extra für die Toten hergestellt wurden, auf und arbeitete sie in Netze ein, welche die Mumien schützen sollten. Auch Grabtücher in Form von Skarabäen mit ausgebreiteten Flügeln wurden gefunden. Dieser Totenkult der alten Ägypter ist einzigartig.

SHA ist das ägyptische Wort für Glück. Sha-sha bedeutet Perle. Kein Wunder also, dass die Ägypter Perlen den unterschiedlichsten Steinen magische und schützende Kräfte zusprachen. Je nachdem, wie reich ein Verstorbener gewesen war, wurden einige Gräber mit Perlen regelrecht aufgefüllt. Dies sollte die Reise des Toten ins Jenseits angenehm gestalten.  Den ewigen Kreislauf von Leben, Tod und Wiedergeburt symbolisierten Steine wie der grüne Türkis oder Feldspat. Roter Karneol stand für die Farbe des Blutes und stellte das Leben dar.  Wie seine Farbe versinnbildlicht, repräsentierte der blaue Lapislazuli den „Himmel auf Erden“ und wurde „himmlischer Stein“ genannt.

Im mittleren Reich erreichte die Perlenherstellung seinen Höhepunkt. Eigenständige und spezialisierte Berufszweige waren etwa der Goldschmied, der Glasmacher oder Steinschneider sowie der Fayencehersteller. Zu dieser Zeit entstanden besonders oft kleine und große Perlen. Meistens wurde bei der Anfertigung von Perlen zuerst das Loch gebohrt und anschließend der Stein in die passende Größe geschliffen.

Die Fayencetechnik war der Vorläufer des heutigen Glases und wurde in Ägypten oder Mesopotamien um 4000 Jahre v. Chr. erfunden. Es war ein künstlich hergestelltes Serienprodukt von preiswerter Substanz, welches sich jede Bevölkerungsschicht leisten konnte. Die Arbeiten imitierten Steine wie Lapislazuli, Türkis und andere Steine und sollten denen der Wohlhabenden ähneln.  Das später erfundene Glas war zunächst ein Luxusartikel und nur für den Pharao und reiche Personen des Hofes bestimmt. Die Nähe der ägyptischen Glasfabriken zu den königlichen Palästen zeigt, dass die Pharaonen die bestimmenden Schirmherren waren. Erst um 1400 v. Chr. wurden Glasperlen für den größeren Markt hergestellt.

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